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Die Tradition
Vor etwa 600 Jahren, im 13.Jahrhundert, entstanden in den deutschen Städten die sogenannten Schützengilden. Beim jährlichen Übungsschießen setzte man einen Hahn oder ähnliches als Ziel auf eine Stange. Als den Leuten das Federvieh langsam ausging, entschloß man sich in Zukunft auf einen hölzernen Papagei zu schießen. Es entstand das Nienburger Papageienschießen.
Im Jahre 1581 wurde der "silberne Papagei", er ist das wertvollste Stück der Königskette, von Otto dem VIII (der letzte Graf von Hoya) dem besten Schützen der Stadt Nienburg gestiftet. Während den Wirren des dreißigjährigen Krieges erbeutete das "Wählige Rott" bei einem Überfall auf Tillys Truppen, welche die Stadt belagerten, unter anderen auch das Tilly-Zelt samt Fahne. Noch heute wird dieses Zelt (bzw. eine Nachbildung) auf dem Scheibenplatz aufgestellt. Im Zug der Ausmaschierer erkennt man das Wählige Rott an seinen bunten, auffälligen Uniformen. Am 23.Mai 1654, der dreißigjährige Krieg war vorbei und Nienburg wurde zu einer Festung ausgebaut, benannte man das Papageienschießen in das heutige Nienburger Scheibenschießen um. Von nun an fand das Schießen immer am Montag nach Johanni (24.Juni) statt und ein jeder Bürger war unter Androhung von Strafe zu der Teilnahme verpflichtet.
Heute sieht man es mit diesem Dekret nicht mehr so genau, denn die Teilnahme ist freiwillig. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts hat dann Emanuel-Quaet-Faslem, als erster Bürgercapitän, den heutigen Scheibenplatz gestaltet. 1820 bekam das Offizier- und Unteroffiziercorps der Bürgerkompanien den Namen "Blaue Garde", weil Quat-Faslem ihnen einen Zweispitz (das ist die Kopfbedeckung)
und den blauen Frack verordnete. Seitdem trägt auch der Ausmaschierer Rose und Eichenlaub. Das Scheibenschießen beginnt mit dem Bieranstich am Freitagabend auf dem Scheibenplatz. Am Sonnabend findet hier das Becherschießen der Schützenvereine und die Kinderbelustigung statt. Am Sonntagabend ist dann Zapfenstreich in der Nienburger Altstadt, mit dem Sternmarsch der Spielmannszüge und viel Volksfeststimmung, welche um Mitternacht von einem Trompeter auf dem Rathausturm beendet wird, oder besser, beendet werden sollte. Am Montagmorgen beginnt dann das eigentliche Scheibenschießen mit dem Ausmarsch zum Scheibenplatz, wo der neue Scheibenkönig ausgeschossen wird. Der Tag schließt sich mit dem Einmarsch der mittlerweile glückseligen Ausmaschierer, welcher wieder am Rathaus endet. Beendet wird Nienburgs wichtigstes Volksfest mit dem Pellkartoffelessen am Mittwochabend in der Nienburger Innenstadt.
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